Filariosen

Dirofilaria immitis und Dirofilaria repens u.a.

Filarien gehören zu den °Nematoden. In Europa sind fünf verschiedene Arten beim Hund bekannt. Zwei Dirofilarienarten, die beim Hund zum Einen die Herzwurmkrankheit (Dirofilaria immitis) und zum Anderen die Hautwurmkrankheit (Dirofilaria repens) auslösen und drei andere Arten (Acanthocheilonema reconditum, A. dracunculoides und Cercopithifilaria grassi). Viele Stechmückenarten (Culex, Aedes, Anopheles) übertragen die Larven, die dann von der Haut in Blutgefäße und das Herz wandern und sich dort zu ausgewachsenen Würmern weiterentwickeln und dort sehr viele Jahre leben. Die Erkrankung wird inzwischen als "°Emerging Disease" eingestuft. Sie hat Zoonosepotential, denn die Parasiten können auch beim Menschen klinische Symptome auslösen. 

Klimaveränderungen in Kombination mit einer erhöhten Anzahl filarienpositiver Hunde (Reise/Import) begünstigen die weitere Ausbreitung und das Entstehen neuer Naturherde.

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Der Entwicklungszyklus

Anopheles (by Challiyan,  Wikipedia)
Anopheles (by Challiyan, Wikipedia)
  1. Im Wirt (meistens Hunde, Füchse und selten Katzen) geben °adulte weibliche Filarien nach Vereinigung mit adulten männlichen Filarien Mikorfilarien (Larvenstadium 1 (L1)) in das Blut ab. Im Blutstrom überleben die circa 280 bis 300 µm langen Mikrofilarien zwischen 2 und 18 Monate.
  2. Wird der Wirt von Stechmücken (Culex, Aedes, Anopheles) gestochen, nehmen diese die L1-Larven auf.
  3. In der Mücke findet nun die Entwicklung über das Larvenstadium 2 bis zum Larvenstadium 3 statt. Hierzu sollte es über 14° C warm sein. Bei Temperaturen über > 14 ° C ist die Entwicklung bei D. immitis innerhalb von 14 Tagen abgeschlossen. Die Larven von D. repens benötigen 10 bis 21 Tage bei 24-27 °C.
  • 4. Sticht die infizierte Mücke nun wieder einen Wirt, werden die L3-Larven aktiviert und wandern aktiv über den Stichkanal in den neuen Wirt eine. Bis zu 10 Larven können pro Stich und Saugakt so den Wirt wechseln.
  • Im Unterhautgewebe und in der Muskulatur häutet sich L3 noch zweimal. Die präadulten Würmer wandern dann zwischen Muskelfasern zum vorderen Abdomen, Thorax, Nacken, Vordergliedmaßen und Kopf, wo sie in größere Venen eindringen. D. immitis wandert in das rechte Herz, die Pulmonalarterien und die Vena cava ein. Hier reifen die Larven zu °adulten Würmern heran, die sich vereinigen und wieder Mikrofilarien hervorbringen. Bei D. repens erfolgen die letzte Häutung und die anschließende Vermehrung im Bindegewebe.
    Außerdem wandern die Larven manchmal auch an andere Orte wie die Peritonealhöhle, das ZNS, das Auge und in die Bronchien.
  • Der Kreislauf ist nun geschlossen. Insgesamt dauert der Prozess zwischen 5 und 7 Monaten.

Die Würmer

Diese °adulten Würmer erreichen eine Länge von 7 bis 17 cm. Die Lebensdauer von D. immits  wird beim Hund mit bis zu 7,5 Jahren angegeben. Auch D. repens überlebt im Wirt mehrere Jahre.

In neueren Untersuchungen wurden in den adulten Filarien sowie in allen Larvenstadien Bakterien der Gattung Wolbachia spp. identifiziert, die als Endosymbionten ... mit ihrem Wirt leben. Sie scheinen eine bedeutende Rolle für die °Vitalität (Lebenskraft) und °Fertilität (Fruchtbarkeit) der Nematoden zu spielen. Diese Entdeckung hat Eingang in die aktuellen Therapieempfehlungen gefunden.

Die Verbreitung

Dirofilaria immitis

Die Herzwurmkrankheit tritt im gesamten Mittelmeerraum über Frankreich (vom Süden bis über den 47. Breitengrad, nördlich von Paris) bis in die Südschweiz (Kanton Tessin). Hochendemiegebiete liegen in Norditalien (Poebene und Toskana) und auf den Kanarischen Inseln La Palma und Teneriffa auf. In der Poebene besteht mit 95 % die weltweit höchste Prävalenz, auf den Inseln sind

 

32 % bzw. 61 % der Hunde infiziert. Weltweit kommt die Herzwurmkrankheit auch im Nahen Osten, in Südostasien, in Afrika, in Amerika und Australien vor. Aufgrund der sich ändernden klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa und einem regen Reiseverkehr mit Hunden sowie dem Import von Tieren aus Süd- und Osteuropa, werden nun auch Dirofilarien in Hunden oder in Stechmücken in bisher nicht-endemischen Gebieten entdeckt, auch in Deutschland. 

Dirofilaria repens

D. repens tritt hauptsächlich in Eurasien und Südafrike auf. Das autochthone Auftreten von D. repens beschreiben Wissenschaftler bei Hunden in Deutschland und Ostösterreich bereits seit einigen Jahren. D. repens ist humanpathogen, mit mehr als 270 in Europa beschriebenen Fällen. In Europa ist dieser Parasit im ganzen Mittelmeerraum, Portugal, auf den Kanaren und im Balkan (häufig in Ungarn) und in der Ukraine verbreitet.

Acanthocheilonema reconditum

Die 9 bis 26 mm große Filarienart Acanthocheilonema reconditum (früher Dipetalonema reconditum) lebt im subkutanen Bindegewebe, in Körperhöhlen und in der Niere. Überträger sind der Hunde- und Katzenfloh (Ctenocephalides canis und C. felis), vermutlich auch Läuse. Sofern es nicht zu Reinfektionen (via Floh) kommt, beträgt die Lebenserwartung max. 2 Jahre. Diese Filarienart ist in Europa in Italien, Griechenland, Spanien (incl. Kanaren) und Portugal verbreitet. In Südspanien ist sie weit häufiger vertreten als Dirofilaria immitis.

Acanthocheilonema dracunculoides

Die 10 bis 55 mm langen Filarien der Art Acanthocheilonema dracunculoides parasitieren in der Peritonealhöhle und sind in Europa derzeit nur aus Spanien und Portugal bekannt. Regional ist diese Filarienart in Spanien häufig. Überträger sind hier Lausfliegen (Hippobosciden).

Cercopithifilaria grassi

 

Die Filarienart Cercopithifilaria grassi ist in Europa bisher nur aus Italien bekannt. Diese Filarie wird ca. 2,5 cm lang und parasitiert im Bindegewebe (Subkutis, Muskulatur).

Pathogenese und Symptomatik Dirofilaria immitis

Hundeherz mit Herzwürmern, Alan R Walker, Wikipedia
Hundeherz mit Herzwürmern, Alan R Walker, Wikipedia

Die kardiovaskuläre Dirofilariose ist eine systemische Erkrankung, von der vor allem Lunge, Herz, Leber und Nieren betroffen sind.

Die Symptome sind sehr stark von der Anzahl der adulten Herzwürmer und ihrer Lokalisation abhängig. 

Bei Hunden mit einem D. immitis-Befall können die klinischen Symptome in vier Stadien eingeteilt werden, wobei in vielen Fällen auch nur einzelne unten angeführte Symptome evaluierbar sind.

 

Weiterführende Information: Dirofilaria immitis

Pathogenese und Symptomatik Dirofilaria repens

Die Hautwurmerkrankung durch D. repens führt zur Entwicklung von subkutanen Brutknoten. Diese Knoten können innerhalb weniger Wochen eine Größe von 2 bis 5 cm erreichen und haben eine derb-elastische Konsistenz. Die Gebilde verursachen keine Schmerzen und sind reaktionslos gegenüber dem umgebenden Bindegewebe. Selten können die adulten Filarien auch in Körperhöhlen subperitoneal oder subpleural anzutreffen sein. Solange die Filarien vital sind, kommt es im Bereich der Brutknoten zu einer milden Immunreaktion gegen den Nematoden. Erst das Absterben der Würmer kann zu teils heftigen Entzündungsreaktionen führen. Die Wanderung und Weiterentwicklung der Larven führt mitunter zu einer Dermatitis, in Einzelfällen auch zu Vaskulitis in der Haut.

 

Weiterführende Information: Dirofilaria repens

Prophylaxe

Die mikrofilarizide Therapie beziehungsweise die Prophylaxe der Dirofilariose kann mit makrozyklischen Laktonen wie Moxidectin, Milbemycinoxim, Ivermectin oder Selamectin durchgeführt werden.

Auf mögliche Nebenwirkungen bei MDR-1 positiven Hunden ist je nach Präparat und Darreichungsform zu achten.

Nebenwirkungen wurden selten und vor allem bei hochgradigem Auftreten von Mikrofilarien im peripheren Blut berichtet und als akute Schockreaktion beschrieben. Die Anwendungen wirken auch im Sinne einer postexpositionellen Prophylaxe bei Infektionen, die bis zu 30 Tage vor der Medikamentengabe erworben wurden. Somit sollte auch die medikamentöse Prophylaxe gegen die Dirofilariose innerhalb von 30 Tagen nach Beginn der Exposition durchgeführt werden und von da an monatlich bis zur Rückkehr in ein nichtendemisches Gebiet. Aufgrund möglicher Resistenzen wird eine weitere Applikation 30 Tage nach der Rückkehr empfohlen. Zusätzlich sollten repellente Präparate bei äußerer Anwendung zur Mückenabwehr eingesetzt werden. 

Zoonoseaspekt und Epidemiologie in Mitteleuropa

Beim Menschen entwickeln sich Dirofilarien zumeist nicht bis zum Adultstadium, und es wird nur in Ausnahmefällen eine Mikrofilariämie nachgewiesen. Beide Dirofilarien haben aber prinzipiell ein zoonotisches Potenzial, und eine zunehmende Anzahl an infizierten und teilweise auch symptomatischen Menschen weist auf diesen Umstand in Europa hin. Subkutane, okulare oder pulmonale Granulome wurden beschrieben und fälschlicherweise immer wieder als Neoplasien klassifiziert. Es ist bereits nachgewiesen, dass die bloße Anwesenheit von infizierten und unbehandelten Hunden zu einer höheren Infektionsrate bei Menschen in unmittelbarer Umgebung dieser Hunde führt. Problematisch für Mitteleuropa sind unbehandelte positive Hunde (Import- wie auch Reisetiere), die ein Reservoir für den Parasiten darstellen und den Infektionsdruck auf die heimischen Tiere und den Menschen erhöhen und weiter erhöhen werden.

Die meisten Hunde mit einer diagnostizierten Herzwurmerkrankung wurden aus Italien, Griechenland und Spanien importiert. In den letzten Jahren spielen aber auch Importtiere aus Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Polen und Serbien eine zunehmende Rolle.

Aktuell scheint sich die epidemiologische Situation in Mitteleuropa zu ändern. Dirofilaria repens wird in zunehmendem Maße in Mücken und Hunden, aber auch in Menschen diagnostiziert und scheint in weiten Gebieten bereits zu autochthonen Fällen zu führen. Das teilweise massenhafte Auftreten autochthoner Fälle von Infektionen mit D. immitis beim Hund in Ungarn, der Slowakei, dem rumänischen Donaudelta sowie positiv getestete Mücken in Deutschland, müssen als Hinweise auf die voranschreitende Endemisierung dieses Parasiten in Mitteleuropa gewertet werden

Weiteführende Literatur und Links

 

European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP-Deutschland) homepage: http://www.esccap.de/start/ 

http://www.synlab.at/fileadmin/fachinformationen/fi_vet/meldung_vet_20_fi-filariose.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Herzwurmerkrankung

https://de.wikipedia.org/wiki/Dirofilaria_repens

 

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