Magen-Darm-Parasiten

Parasiten beim Kaninchen kommen je nach Haltungsform und Alter der Tiere unterschiedlich häufig vor und machen auch unterschiedlich stark krank. Besonders gefährdet sind größere Bestände, Zuchten, Tiere in Außenhaltung und Jungtiere.

Während Jungtiere häufiger erkranken, zeigen adulte Tiere keine Symptome oder erst bei einem starken Befall. Aber ein Parasitenbefall kann eine Störung und Veränderung des Darmmilieus hervorrufen. Es kann zu einer verstärkten Vermehrung von Hefepilzen oder bakteriellen Sekundärerkrankungen, z.B. mit Clostridien oder E. coli kommen.

Die Krankheitssymptome sind sich bei Parasitosen sehr ähnlich. Bei allen Erkrankungen die mit Apathie, Inappetenz, Durchfall und Tympanie einhergehen, sollte daher auch an einen Befall mit Magen-Darm-Parasiten gedacht werden. Abmagerung, Obstipation, Fieber, Ikterus, Ödeme und analer Juckreiz kommen vor.

Der Nachweis erfolgt durch Kotuntersuchung oder Tesa-Abklatsch-Untersuchung im Analbereich.

Protozoen

  • Kokzidien
  • Giardien

Nematoden

  • Passalurus ambiguus (Oxyuren)
  • Graphidium strigosum (Strongyliden)
  • Trichostrongylus retortaeformis
  • Strongyloides spp.
  • Trichuris leporis

Cestoden

  • Anoplocephalidae

Trematoden

  • Fasciola hepatica
  • Dicrocoelicum dendritticum

 


Häufigkeit von Kaninchenparasiten

In einer Untersuchung des Labors Laboklin von 3746 Kotproben, die mittels Flotation und SAF-Verfahren untersucht wurden, waren 72,5% aller Proben negativ, es wurden keine Parasitenstadien gefunden. Bei den positiven Kotproben führten Kockzidien mit 20,6% weit vor allen anderen Parasiten. Strongyliden 6,1%, Passalurus ambiguus 4,7%, Giardia spp. 0,8%, Trichuris leporis 0,1%, Strongyloides papillosus 0,1%, Balantidium coli 0,1%. 

Protozoen - Kokzidien

Beim Kaninchen kommen verschiedene Eimeria-Arten vor, die im Darm oder in den Gallengängen parasitieren.

Bei der Darmkokzidiose sind Jungtiere besonders anfällig. Die 'Mortalität ist hoch. Die Infektion kann sich in größeren Beständen seuchenhaft ausbreiten. Erwachsene Tiere sind manchmal symptomlose Ausscheider. Symptome sind Durchfall, Tympanie, Mattigkeit und Inappetenz.

Bei einer Gallengangskokzidiose führt ein höherer Befall zu einer Einschränkung der Leberfunktion. Symptome sind Apathie, Inappetenz, Abmagerung und Obstipation, manchmal auch Fieber und Ikterus.

Therapie

Toltrazuril: 10 mg/kg KGW 1 x täglich per os für 3 Tage. Drei Tage Pause, danach Wiederholung.

 

Sulfonamid-Präparate sind ebenfalls möglich, aber oft weniger wirksam als Toltrazuril,

 

Protozoen - Giardien

Giardieninfektionen kommen bei Kaninchen selten vor. Symptome sind schleimiger und hellfarbener Durchfall. Der Nachweis erfolgt mittels SAF- oder Flotationsmethode oder Koproantigen-ELISAs. Der Antigentest ist am sensitivsten. 

Therapie

Fenbendazol: 20 mg/kg KGW 1 x täglich per os an mindestens 5 Tagen

 

Metronidazol: 10 - 20 mg/kg KGW 2 x täglich per os an mindestens 5 Tagen

Nematoden - Passalurus ambiguus

Am häufigsten ist Passalurus ambiguus (Oxyuren) vertreten. Symptome bei hochgradigem Befall sind Durchfall, Tympanie, kolikartige Bauchschmerzen und analer Juckreiz. Normale Kotuntersuchung sind des öfteren falsch negativ. Besteht trotz negativer Kotprobe ein Verdacht, helfen Tesa-Abklatsch-Präparate vom After. Passalurus ambiguus legt seine Eier auf der Rektum- und Analschleimhaut und auf der Oberfläche der Kotkugeln ab.

Nematoden - Strongyliden

Dies Nematoden haben eine untergeordnete Bedeutung. Gefunden werden Graphidium strigosum, Trichostrongylus retortaeformis, Strongyloides spp. und Trichuris leporis.

Symptome sind Durchfall, Mattigkeit und Inappetenz, vor allem bei Jungtieren. Die Übertragung erfolgt durch das  verfüttern von durch Wildkaninchen und Feldhasen kontaminiertem Grünfutter oder bei Haltung im Freigehege.

Therapie

Fenbendazol: 20 mg/kg KGW 1 x täglich per os für 5 Tage, Wiederholung nach 14 Tagen

 

Mebendazol: 20 mg/kg KGW 1 x täglich per os für 3-5 Tage, Wiederholung nach 14 Tagen

 

Ivermectin: 0,3-0,5 mg/kg KGW s.c., Wiederholung nach 7-14 Tagen

 

Doramectin: 0,5 mg/kg KGW s.c., Wiederholung nach 7-14 Tagen

Cestoden

Ein Befall mit Bandwürmern ist sehr selten. Überträger sind bei Anoplocephalidae Moos- und Hornmilben. Symptome fast nur bei Jungtieren oder Massenbefall.

Therapie

Praziquantel: 10 mg/kg KGW p.o. oder s.c. einmalig, Wiederholung nach 10-14 Tagen

Trematoden

Äußerst selten kommt es zu einem Befall mit Fasciola hepatica oder Dicrocoelium dendriticum. Übertragen werden sie bei Verfütterung von Grünfutter von feuchten oder sumpfigen Standorten oder Schafweiden (Fasciola hepatica) oder Aufnahme von infizierten Ameisen (Dicrocoelium dendriticum). Symptome sind Inappetenz, Abmagerung, Ikterus, Ödembildung als Folge einer Hepatitis und Cholangitis.

Therapie

Closantel: 10 mg/kg per os einmalig bei Fasciola hepatica

 

Fenbendazol: 100 mg/kg per os bei Dicrocoelium dendriticum

Quellenangaben

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