Buchtipp:  "Hund & Mensch. Das Geheimnis unserer Seelenverwandschaft" von Kurt Kotrschal

Die Entwicklung zum Menschen, dem Homo sapiens, ist ohne Hund nicht denkbar. Nachdem der Mensch Afrika verlassen hatte, gesellten sich ihm Wölfe bei. Vor 35.000 Jahren trennten sich dann Wolfs- und Hundegenome. Die jahrtausendelange Kooperation mit diesen frühen Wolfshunden bei der Jagd auf Großwild war wahrscheinlich ein Grund für die Überlegenheit des modernen Menschen gegenüber dem Neandertaler, der offenbar keine Sonderbeziehung zum Wolf hatte.

 

20.000 Jahre später brachte dann in Südostasien beim Übergang zur sesshaften agrarischen Lebensweise ein weiterer Domestikationsschub jene Hundetypen hervor, die uns heute noch vertraut sind. Soweit wir die Kulturgeschichte des Menschen überschauen, bietet sie sich als Geschichte von Menschen mit Hunden oder auch von Hunden mit Menschen dar.

 

In acht Kapiteln widmet sich der Autor, der Biologe Kurt Kotrschal folgenden Themen:

 

1. Was Hunde für uns Menschen tun können

Im ersten Kapitel beschreibt der Autor, der Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal, seinen eigenen Zugang zu Hunden. Seine eigenen Hunde  veränderten auch seine Sicht als Wissenschaftler. Die Jahrtausendwende brachte einen großen Wissensschub gegenüber Hunden und Wölfen. Der Autor geht auf Studien ein. Die Wichtigkeit der  tiergestützten Pädagogik und Psychotherapie  wird  anhand  aktueller Studien besprochen.

 

2. Auch moderne Menschen brauchen Wurzeln

In diesem Kapitel widmet sich der Autor der Frage, warum Hunde für uns in der heutigen Welt so wichtig sind, nicht nur als Arbeitshunde, sonder vor allem als Sozialkumpane.

 

3. Hunde sind kluge Gefühlsmenschen: Die soziale und geistige Passung von Hunden und Menschen

Hunde haben sich im Laufe der Zeit an ein Zusammenleben mit dem Menschen angepasst. Welche Fähigkeiten haben sie im Laufe der Hundwerdung im Vergleich zum Wolf entwickelt und welche verloren? Der Autor verspricht ein möglichst klares Bild der gegenwärtigen Forschung zu zeichnen, insbesondere der Studien des Wolf Science Centers (WSC).

 

4. Warum wir miteinander wollen und auch miteinander können

Was sind die Gründe, das Menschen mit Hunden nicht nur leben wollen, sondern dies auch können. Menschen und Hunde haben eine gemeinsame Sozialentwicklung.  Der Autor diskutiert unter anderem die Biophilie- und Neotäniehypothesen, ein Bedürfnis des Menschen an sozialen Beziehungen von Mensch zu Hund/Wolf.

 

5. Es war einmal in der Altsteinzeit ... Wie Wolf und Mensch zusammenkamen

Hunde sind die längst gedienten Tiergefährten des Menschen. Die meisten Gene unserer Hunde entstanden vor etwa 17.000 Jahren in Südostasien. Die heute möglichen genetischen Untersuchungen brachten große Erkenntnisgewinne. Die Sesshaftwerdung des Menschen und weitere Auslese auf Zahmheit brachte immer mehr Aufgabenfelder für den Hund.

 

6. Hundwerdung: Die gemeinsame Geschichte von Wolf-Hund und Mensch

Das Sechste Kapitel widmet sich dem Prozess des Hundewerdens, Domestikationsschritten als Ursprungs- oder Herkunftstheorie, Genetik, Hybridisierung und Rassenzüchtung.

 

7. Respektvoller Umgang, Leadership und Teambildung: Wie die Mensch-Hund-Partnerschaft gelingen kann

Neues Wissen und auch neue Theorien führen zu neuen Ansätzen der Erziehung und Haltung  gegenüber dem Hund. Weg vom Dominieren hin zur partnerschaftlichen Beziehung, allerdings mit Leadership durch den Menschen. 

 

8. Gegenwart und Zukunft von Hund-Mensch

Im letzten Kapitel geht es um hundespezifische Bedürfnisse, die aber oft genug auch genau jene Faktoren sind, die wir Menschen für ein gutes, glückliches Leben brauchen. Ist der Hundeboom Ausdruck einer steigenden Humanität, die Tiere mit einschließt? Versuchen in der Stadt lebende Menschen Natur- und/oder Sozialverlust zu kompensieren? Mensch-Hund-Beziehungen sind vielfältig. Hunde verursachen auch Probleme, doch überwiegen die positiven Auswirkungen und der Autor führt aus, das es hinreichend Anlass gibt, den gesellschaftlichen Bedingungen und den konkreten Erfordernissen  der Hundehaltung mehr Aufmerksamkeit  zu schenken, denn zunehmend emanzipieren sich Hunde von ihrem Status als "Pets", als eine Art lebendiges Spielzeug hin zu Sozialpartnern.

Das Buch liest sich spannend und ist gut verständlich. Hunde und Menschen bedingen einander und es würde uns ohne Hunde so nicht geben. Das Buch gibt Hintergrundwissen  und erklärt, was viele Hundehalter eigentlich schon längst wissen.

 

Das Buch erschien im September 2016 im Christian Brandstätter Verlag. Die gebundene Ausgabe kostet 24,90 Euro, das Kindle Format 19,99 Euro.

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