Hepatozoonose

Ätiologie

Die canine Hepatozoonose ist eine parasitäre Infektionskrankheit, die durch Parasiten der Gattung Hepatozoon, die zu den Kokzidien gehört, hervorgerufen wird. In Südeuropa, Afrika und Asien ist es Hepatozoon canis, in Nordamerika Hepatozoon americanum. Infektionen kommen außer bei Hunden auch bei Füchsen, anderen Caniden sowie Katzen vor. 

Die Vertreitung reicht in Europa bis zum 50. nördlichen Breitengrad, in Deutschland bis in die Lüneburger Heide, trotzdem gilt sie noch als eine typische Import- und Reisekrankheit. 

Die Erkrankung kann sowohl subklinisch-chronisch, als auch akut-lebensbedrohlich verlaufen. Die Hepatozoonose ist keine Zoonose.

Epidemiologie, Übertragung

Erreger

In Europa wird die Hepatozoonose durch Hepatozoon canis ausgelöst, in den USA durch Hepatozoon americanum.

Die Gamonten von Hepatozoon canis parasitieren in den neutrophilen Granulozyten. Sie sind azidophil und haben einen kapselförmigen Körper. Das Auftreten und damit auch der Nachweis mittels PCR ist abhängig von der Jahreszeit, der Zeckenaktivität und dem Immunstatus des Hundes. Schlecht oder nicht nachweisbar ist Hepatozoon im Dezember und Januar.

Überträger

Die Überträger der Hepatozoonose sind Zecken.

In Europa für Hepatozoon canis:

  • Rhipicephalus sanguineus (Braune Hundezecke)
  • Ixodes hexagonus (Igelzecke), unsicher

In den USA für Hepatozoon americanum:

  • Amblyomma maculatum (Golfküstenzecke)

Pathogenese

Wie infizieren sich Hunde mit Hepatozoon canis?

  • Abschlucken oder Zerbeißen der infizierten Zecke
  • Intensiver Kontakt mit Füchsen
  • Welpen von der infizierten Mutter (vertikal)

Nach oraler Infektion dringen Sporozoiten in Darmgefäße der Hunde ein und gelangen hämatogen (mit dem Blut) in verschiedene Organe, vorrangig Leber, Milz, Lymphknoten, Lunge, Knochenmark, Nieren, Myokard und Muskulatur). Dort findet die Vermehrung in zwei Merontengenerationen statt. Daraus hervor gehen Mikromerozoiten, die Leukozyten des peripheren Blutes befallen und sich zu Gamonten weiterentwickeln. Diese sind nicht pathogen und können lange persistieren. Die Meronten der ersten Generation sind in den befallenen Organen hauptsächlich für Entzündungen verantwortlich. Die Hunde zeigen Hepatitis, Lymphadenopathie, Pneumonie, Glomerulonephritis und Myositis.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 4 Wochen.

Präpatenz

Die Präpatenz beträgt 4 bis 6 Wochen.

Patenz

Die Patenz beträgt Jahre (lebenslang).

Klinik

Akut

  • Intermittierendes Fieber
  • Hämorrhagische Diarrhoe
  • Lethargie
  • Anämie
  • Nasen- und Augenausfluss
  • Lympfadenopathie

Chronisch

  • Abmagerung
  • Anämie
  • Ataxie
  • Diarrhoe
  • Epileptiforme Anfälle
  • Myositis
  • Muskelatrophie
  • Thrombozytopenie
  • Versteifung der Rumpf- und Nackenmuskulatur

Labordiagnostische Befunde

Blutuntersuchung

  • Alkalische Phosphatase (AP) erhöht
  • Erythrozyten (RBC) erniedrigt
  • Hämatokrit (HCT) erniedrigt
  • Kreatininkinase (CK) erhöht
  • Leukozyten (WBC) erhöht

Verhalten

Cave: Es wird diskutiert, ob bei mit Hepatozoon canis infizierten Hunden und Katzen die Beißhemmung herabgesetzt ist.

Differentialdiagnosen

Diagnostik

Die Hepatozoonose tritt häufig in Begleitung von Koinfektionen auf. Bei der Diagnostik solllten daher möglichst alle typischen Reisekrankheiten entsprechend des Herkunftslandes getestet werden. 

  • Direkter Erregernachweis
    • Buffy-Coat-Ausstrich (z.B. Giemsa-Färbung)
  • PCR
    • Cave: Bei negativen Testergebnissen im Winter ist Nachtestung im Frühling empfohlen.

Differentialdiagnosen

Differenzialdiagnostisch sind vor allem Infektionen mit 

  • Babesien
  • Leishmanien 
  • Ehrlichien

zu berücksichtigen. Diese sind jedoch auch häufig Koinfektionen.

Therapie

Für die Behandlung infizierter Hunde und Katzen gibt es nach wie vor keine nachgewiesen wirksamen Protokolle und keine Therapie, die den Erreger eliminiert. Glücklicherweise sind die meisten Hunde asymptomatisch und benötigen keine Behandlung. Im Kranheitsfall kann durch eine Behandlung eine vorübergehende Eliminierung des Erregers aus dem Blut erreicht werden.

Eine aktuelle Therapieempfehlung der EXCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) liegt nicht vor.

 

Cave beim Einsatz von Kortison. Es kann zu einer Reaktivierung der Parasiten kommen!

  • Imidocarb-Dipropionat
  • Toltrazuril + Clindamycin
  • Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) bei Muskelschmerzen und Bewegungsstörungen.

Physiotherapie

Hunde mit chronischer Hepatozoonose leiden an muskulären Problemen und Bewegungsstörungen. Sie profitieren sehr von einer begleitenden Physiotherapie.

 

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Prognose

Es werden sowohl Spontanheilungen mit monatelanger Persistenz von Gamonten im Blut, als auch Rezidive mit progressivem Verlauf beschrieben.

Prophylaxe für Hunde, die in endemisch belastete Regionen reisen

  • Zeckenbiotope meiden
  • Hund mit Spot On / Halsband schützen (Permethrinhaltig, Flumethrinhaltig)
  • Kontakt mit Füchsen, Fuchsaas meiden
  • Infizierte Hündinnen von der Zucht ausschliessen

Impfung?

Es gibt keine Impfung gegen Hepatozoonose.

Arzneimittel und Impfstoffe

Imidocarb

  • 5-6 mg/kg s.c., 2 x im Abstand von 14 d
  • 5-6 mg/kg s.c. bis keine Gamonten mehr im peripheren Blut nachweisbar sind
  • 6 mg/kg s.c. wöchentlich für 6 Wochen

Das Antiprotozoikum Imidocarb wird erfolgreich zur Behandlung von Babesiose eingesetzt, hat aber in Deutschland keine Zulassung.

Toltrazuril (Procox®)

  • 15 mg/kg 1 x täglich p.o. für 6 Tage

In Kombination mit Clindamycin.

Clindamycin

  • 15 mg/kg 1 x täglich p.o. für 21 Tage

In Kombination mit Toltrazuril.

Zoonose

Hepatozoonose ist keine Zoonose.

Letzte Überarbeitung

Mai 2021

 

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