Chronische Schmerzen bei Hunden und Katzen

Chronische Schmerzen werden häufig nicht erkannt. Dies liegt zum einen an unseren Patienten, die sich uns nicht so mitteilen können, wie ein Mensch es kann.

 

Andererseits trifft der chronische Schmerz oft alternde Tiere, bei denen die Symptome dann als Teil des Altwerdens hingenommen werden, ohne diese zu hinterfragen.

 

Akuter Schmerz hat im Gegensatz zu chronischem Schmerz eine schützende Funktion. Chronischer Schmerz wird selbst zur Krankheit! 

Schmerzarten

  • Chronisch inflammatorisch Schmerzen, solche die durch Entzündungen verursacht werden
  • Chronisch neuropathische Schmerzen, solche die durch eine Schädigung oder eine Fehlfunktion des Nervensystems verursacht werden
  • Chronisch onkologische Schmerzen, solche die durch Krebserkrankungen verursacht werden

Schmerz ist die bewusste oder manchmal auch eingebildete Wahrnehmung im zentralen Nervensystem (ZNS) auf einen schädigenden Reiz. Die reine Schmerzleitung zum Gehirn bezeichnet man als Nozizeption.

Vom Reiz zur Schmerzwahrnehmung werden fünf Prozesse beschrieben (Transduktion, Transmission, Modulation, Projektion, Perzeption). Am Ende steht die bewusste Wahrnehmung des Schmerzes in der Großhirnrinde.

Sensibilisierung

Wird ein Schmerzreiz immer wieder ausgelöst kommt es zu einer Sensibilisierung, einer größeren Empfindlichkeit. Der Patient wird nach einiger Zeit möglicherweise nicht schmerzhafte Reize als schmerzhaft (Allodynie) und schmerzhafte Reize als deutlich schmerzhafter als am Beginn der Erkrankung (Hyperalgesie) wahrnehmen.

Wie erkennt man, ob ein Tier chronische Schmerzen hat?

Das ist oft schwierig zu erkennen. Der Besitzer kann oft den Schmerz besser beurteilen, da die Anzeichen für Schmerzen in ungewohnter Umgebung häufig deutlich reduziert sind. Meideverhalten, Lautäußerungen und ggf. körperliche Reaktionen geben Hinweise. Man kann versuchen mittels Fragebögen die Schmerzstärke und den Behandlungserfolg oder Misserfolg zu dokumentieren.

Neutrale Messmethoden sind Kraftmessplatten oder Laufbandanalysen.

 

Häufig verringert ist die Bereitschaft zu spielen, zu laufen und zu springen. Verringert auch die Leichtigkeit aufzustehen oder sich hinzulegen. Das Fell wird nicht mehr so gepflegt, evtl. auch weniger Kontakt zum Menschen oder Partnertier gesucht. Bei Katzen kommen Änderungen im Toilettenverhalte und weniger Krallenwetzen hinzu.

Was kann man gegen chronische Schmerzen tun?

Hat der Besitzer den Verdacht, dass sein Tier chronische Schmerzen hat, sollte es gründlich untersucht werden, denn oft findet man bei älteren Tiere auch behandelbare Erkrankungen, z.B. gammelige Zähne. Werden diese behandelt, kann das Tier wieder schmerzfrei fressen und sich bewegen.

Steht am Ende der Untersuchung aber eine Diagnose, die mit chronischen Schmerzen einhergeht, setzt die optimale Schmerzbehandlung an verschiedenen Punkten an (multimodale Therapie).

Schmerzbehandlung

Medikamente und schmerzsenkende Behandlungen (Akupunktur, Physio-, Laser- oder Hydrotherapie).

Körpergewicht

Einen großen Anteil der chronischen Schmerzpatienten stellen die Osteoarthrosepatienten. Hohes Körpergewicht belastet die Gelenke, die Bänder und Sehnen und verstärkt den Entzündungsprozess. Wer Schmerzen hat bewegt sich noch weniger und der Muskelabbau beschleunigt sich. Oft steigt das Gewicht noch weiter, wenn die Futtermenge nicht an die verringerte Aktivität angepasst wird. Ein Teufelskreislauf.

Komfort

Es ist alles erlaubt, was das Leben einfacher macht. Rutschfeste Teppichböden erleichtern das Aufstehen. Weiche, große Kissen mit orthopädischen Füllungen tun dem Schlaf gut. Eine Katzentoilette mit niedrigem Einstieg wird häufiger aufgesucht. Treppen erleichtern das Erreichen des geliebten Sofaplatzes oder die Fensterbank.

Ernährung

Das Futter sollte reich an antiinflammatorischen Omega-3-Fettsäuren sein. Es gibt damit angereicherte Fertigfutter oder man füttert Fischöl oder Nachtkerzenöl zu. Sie können helfen, den Bedarf an Schmerzmedikamenten zu senken.

 

Andere Nahrungsergänzungsmittel werden noch kontrovers diskutiert. Hierzu zählen die sogenannten Nutraceuticals wie Grünlippmuschelextrakte, Glucosamine, Chondroitin und andere. Ihre Wirkung ist nicht eindeutig belegt. Man sollte sie ergänzend, aber nicht als alleinige Unterstützung geben.

Bewegung

Angemessene, gleich- und regelmäßige Bewegung ist sehr wichtig. Sie vermindert den Muskelabbau und das Fortschreiten des Knorpelabbaus. Weiche, ebenmäßige Untergründe, Training im Unterwasserlaufband, Schwimmen und Physiotherapie sind sinnvoll.

 

Vermieden werden sollten eine zu große und unregelmäßige Belastung.